BIOMASSE
KLIMASCHUTZPOTENTIALE
Biomasse lässt sich sowohl energetisch als auch stofflich nutzen. Der Klimanutzen wird darin gesehen, dass bei z. B. bei der energetischen Verwendung grundsätzlich nicht mehr Kohlendioxid freigesetzt wird, als während der Wachstumsphase gebunden wurde. Bei der stofflichen Nutzung von Biomasse wird das aus der Atmosphäre entzogene CO2 für längere Zeit gebunden.
Energetisch kann Biomasse sowohl in fester, flüssiger als auch gasförmiger Form zur Erzeugung von Wärme, Strom und Biokraftstoffen genutzt werden und fossile Energieträger wie Kohle und Gas ersetzen.
Im Gewerbe- und Haushaltsbereich kann biogene Wärme in kleinen Verbrennungsanlagen wie Pellet- oder Kaminöfen erzeugt werden. In der Industrie lässt sich Biomasse u. a. zur Erzeugung von Prozesswärme verwenden. Ebenso können Biogasanlagen oder Holzheizwerke Nahwärme für die Versorgung von Städten oder Gemeinden erzeugen. Wird neben Wärme auch Strom erzeugt, ist die Rede von sog. Biomasseheizkraftwerken. Biogas kann nicht nur verstromt, sondern auch über das Erdgasnetz verteilt und für Heizzwecke genutzt werden.
Vor allem bei großen Heiz(kraft)werken bietet sich die Möglichkeit, das bei der Verbrennung entstehende CO2 weiterzuverwenden, z. B. als biogene Kohlenstoffquelle für die Produktion strombasierter synthetischer Gase. Möglich ist auch eine Kombination von Biomasseeinsatz mit > CCS.
Im Verkehrssektor ist seit Januar 2011 der Kraftstoff E10 verfügbar, der einen Anteil von 5 bis 10 Prozent Bioethanol enthält. Diesel-Kraftstoffe werden seit 2009 mit bis zu 7 Prozent Biodiesel versetzt. Hoffnungen werden auch auf synthetische Biokraftstoffe (Biomass-to-liquid) gesetzt, die Biomasse noch effizienter nutzen und auf dem Einsatz von Reststoffen basieren.
Stofflich lässt sich Biomasse in vielen Sektoren zu unterschiedlichsten Einsatzzwecken einsetzen:
Bauwirtschaft
biobasierte Werk-, Dämm- und Baustoffe, natürliche Fußböden, ökologische Faserputze, biobasierte Farben und Lacke uvm.
Pharmaindustrie
biobasierte Medikamente (Biopharmazeutika), Arzneipflanzen,
Enzyme aus Algen uvm.
Konsumgüterindustrie
Smartphone-Displays aus Zucker, Fahrradschläuche aus Löwenzahn, Gummistiefel aus Mais uvm.
Chemieindustrie
Biokunststoffe, naturfaserverstärkte Kunststoffe, WoodPlasticComposites, biologische Schmierstoffe uvm.
Textilindustrie
Naturfasern für Kleider, pflanzliche Gerb- und Färbestoffe, Enzym Katalase für den Stonewashed-Effekt ubm.
Automobilindustrie
Autotüren aus Hanffasern, Innenverkleidungen aus Biokunststoff, Reifen aus Löwenzahn, Motorabdeckungen aus pflanzlichen Rohstoffen uvm.
Für einen positiven Klimaschutzeffekt ist erforderlich, dass die eingesetzte Biomasse nachhaltig erzeugt wurde - beispielsweise mit Anbausystemen, die den Erhalt gesunder und fruchtbarer Böden sicherstellen.
POLITISCHER RAHMEN
Mitunter durch die sog. Treibhausgasquote für Kraftstoffe und das EEG soll die Nutzung von Biomasse angereizt werden. Die Treibhausgasquoten sind im Bundes-Immissionsschutzgesetz festgesetzt. Diese verpflichten die Unternehmen der Mineralölwirtschaft, die Treibhausgasemissionen der in Verkehr gebrachten Kraftstoffe kontinuierlich zu senken. Dies kann durch die Beimischung von Biokraftstoffen erreicht werden.
Mit dem EEG wird die Stromerzeugung aus Biomasseanlagen gefördert.
Mit der Biomassestrom- und der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung soll sichergestellt werden, dass für Biostrom und Biokraftstoffe nur nachweislich nachhaltig erzeugte Biomasse eingesetzt wird.
Beispielsweise muss sichergestellt sein, dass beim Anbau der Biomasse dem Schutz natürlicher Lebensräume Rechnung getragen wird. Ferner muss eine bestimmte Treibhausgasminderung gegenüber fossilen Brennstoffen erzielt werden. Mit den beidem Verordnungen werden die Anforderungen der EU-Erneuerbaren Energien-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt. Die Erfüllung der Vorgaben ist Voraussetzung für die Anrechnung der Biokraftstoffe für die Treibhausgasquote sowie für die Gewährung der EEG-Förderung.
Mit der Anfang 2020 vorgelegten Nationalen Bioökonomiestrategie hat die Bundesregierung ihre politischen Leitlinien und Ziele für die Erzeugung und sektorübergreifende Nutzung biogener Rohstoffe festgesetzt.
HERAUSFORDERUNGEN
Das Potential für den Biomasseanbau ist begrenzt. Um Anbauflächen bestehen Nutzungskonkurrenzen – nicht nur zwischen der energetischen und stofflichen Verwendung von Biomasse sondern auch zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion. Bis dato wird seitens der Politik nicht vorgegeben, wie die verfügbare Biomasse auf die unterschiedlichen Sektoren aufgeteilt werden soll.
Mit Blick auf die rein energetische Nutzung der Biomasse werden vor allem die negativen Auswirkungen des Biomasseanbaus auf Wasser, Boden, Biodiversität und Naturschutz kritisch bewertet.
Ausschlaggebend für das tatsächliche Treibhausgasminderungspotential der Biomasse sind der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden sowie die Prozesse zum Transport und der Umwandlung der Biomasse. Die hierbei entstehenden Emissionen müssen mit berücksichtigt und möglichst gering gehalten werden.